18 Juni 2014
„Abfallinsel so groß wie Texas treibt auf die USA zu” ( welt.de )
„Ein Müllteppich so groß wie Europa“ ( 20min.ch )
„Müllinseln im Meer zu Staat ernannt“ ( orf.at )
Reißerisch? Maßlose Übertreibung? Die Wahrheit? Worum geht es hier eigentlich? Es ist ein Phänomen der Neuzeit, eine Problematik mit der sich unsere Vorfahren nicht auseinander setzen mussten, eine Begleiterscheinung der industriellen Revolution: Die Verschmutzung der Meere.
Was wie eine Überschrift in der Regenbogenpresse klingt hat tatsächlich einen wahren Kern. Es geht um den „Great Pacific Garbage Patch“ ( deut. „Großes pazifisches Müll Pflaster“ ), eine Meeresströmung zwischen Nordamerika und Asien in der dicht unter der Wasseroberfläche rund 100 Million Tonnen Müll zirkulieren.
100 Millionen Tonnen. Das entspricht dem Gewicht sämtlicher auf dem Planeten Erde lebender Schweine.
Aber wie konnte es dazu kommen? Wieso zersetzt sich der Müll nicht einfach durch Strömung und Sonnenlicht? Was ist der Unterschied zwischen Abfall und Müll? Und: Was genau ist Müll eigentlich?
Der „Great Pacific Garbage Patch“
Müll… und Müll
Hausmüll, Sondermüll, Restmüll, Plastikmüll, Sperrmüll, Altpapier, Schrott.
Rechtlich gesehen gibt es über 800 verschiedene Arten von Müll. 800 Arten die der normale, durchschnittliche Bürger weder alle kennt noch genau versteht.
Doch das muss er glücklicherweise auch nicht.
Letzten Endes lässt sich jede Müllsorte, egal ob Haus- oder Industriemüll, in drei einfache Kategorien von Abfall einordnen: In komplett kompostierbare, natürlich abbaubare Abfälle, teilweise oder durch Bearbeitung wiederverwertbare Abfälle und nicht wiederverwertbare Abfälle.
Welcher Müll dabei in welche Kategorie gehört ist auch für den Laien auf den ersten Blick leicht zu erkennen, so fallen beispielsweise Bioprodukte also zum Beispiel Eierschalen oder Küchen- und Gartenabfälle in die erste Kategorie: Sie sind komplett biologisch abbaubar und daher vollständig kompostierbar.
Plastikmüll hingegen gehört in die zweite Kategorie: Genutzte Plastikverpackungen und Plastikflaschen sind nicht biologisch abbaubar, egal wie weit sie sich im Laufe der Zeit verkleinern, zerreiben und zersetzen ( es sei denn es handelt sich um speziellen Plastik ). Jedoch können diese, durch Aufbereitung und Verarbeitung, als Rohstoffe zurück in den Wirtschaftskreislauf gelangen und sind damit wiederverwertbar.
Abfälle die der dritten Kategorie angehören können dies nicht. Zu diesen gehören Stoffe die weder industriell noch natürlich wiederverwertbar sind, wie beispielsweise chemische Abfälle oder Sondermüll. Auch Gefahren- und Giftstoffe gehören in diese Kategorie. Beseitigung solcher Abfälle kann daher im Prinzip nur durch Einlagerung oder Vernichtung ( manchmal nach vorheriger Verarbeitung, wie beispielsweise bei Giftstoffen ) erfolgen.
Die Erkennung der entsprechenden Müllsorte ist also einfach. Doch welchen Sinn macht es für den Otto Normalverbraucher eigentlich Müll zu trennen und was hat er davon?
Recycling Umwelt und Wirtschaft
Der Grüne Punkt. Jeder kennt ihn, jeder weiß wie er aussieht, doch was er tatsächlich bedeutet weiß fast keiner.
„Auf der Verpackung ist der Grüne Punkt, also ist sie wiederverwertbar“ Richtig? Falsch! Und genau hier liegt der Trugschluss, denn der Grüne Punkt kennzeichnet weder die Wiederverwertbarkeit von Materialien noch gibt er Hinweise auf die Sortierung. Tatsächlich kennzeichnet der Grüne Punkt etwas anderes, nämlich die Verpflichtung zum Recycling, eben des Unternehmens, welches das Produkt hergestellt hat. Wenn man also ein Produkt mit dem Grünen Punkt kauft, heißt das lediglich dass das Unternehmen, welches die Verpackung hergestellt hat, einen finanziellen Beitrag an eine nationale Verwertungsgesellschaft für Verpackungen (wie z.B. Valorlux) gezahlt hat.
Exakte Mülltrennung mit Hilfe der Superdreckskëscht
Abgesehen vom Grünen Punkt sieht sich der Bürger im alltäglichen Leben einer Vielzahl von Mülltrennungsmöglichkeiten gegenüber gestellt, so vielen, dass ein Großteil der Bürger diese nicht nutzen. Die Frage ist: Macht eine exakte Mülltrennung überhaupt Sinn?
Die klare Antwort: Ja! Und das zum Vorteil jedes Bürgers und der gesamten Menschheit. Es spart schlicht und ergreifend Ressourcen. Ressourcen die weder teuer eingekauft werden, noch von Menschen zu Menschen unwürdigen Bedingungen in Dritte-Welt-Ländern abgebaut werden müssen. Unsere heutige Wirtschaft entwickelt sich zunehmend zu einer Kreislaufwirtschaft, einer Wirtschaft in der wiederverwertbare Materialien und sich weiterentwickelnde Technik zunehmend finanzielle Vorteile gegenüber Import und Herstellung eigener Ausgangsstoffe bieten. Das hat auch Vorteile für den Konsumenten: So sinken durch die finanziellen Vorteile für Konzerne bei der Wiederverwertung nicht nur die Preise für Endprodukte, auch die internationale Abfallwirtschaft wird gestärkt, ein Wirtschaftszweig der schon jetzt zehntausende sichere Arbeitsplätze bietet.
Dass Recycling sich nicht nur auf die Wirtschaft, sondern im speziellen auch auf die Umwelt positiv auswirkt, steht wohl außer Frage: Durch Recycling sinkt die Umweltverschmutzung, die toxische Belastung der Weltmeere und anderer Biotope, sowie die Ressourcenorientierte Ausbeutung des Planeten Erde.
Der Status Quo
Nichts desto trotz sind die vorangegangenen Beschreibungen idealisierte Zustände. Die Realität sieht dem entsprechend oft anders aus. Wir recyclen nicht genau genug. Verpackungen landen mal im Haushaltsmüll, mal im blauen Sack und statt ein paar Kilometer weiter zur nächsten Sammelstation zu fahren schmeißen wir unsere Batterien lieber gleich mit in den Hausmüll oder in irgendeine öffentliche Mülltonne.
200.000 Tonnen Abfall produzieren alleine wir, hier in Luxemburg, jedes Jahr, von dem alleine Verpackungen einen Anteil von 25% ausmachen. Das sind über 100kg pro Einwohner, pro Jahr. Nur an Verpackungen.
Müll an Luxemburger Autobahnen
Viel spannender und viel essenzieller als die Frage „Was hab ich eigentlich von Recycling?“ ist also die Frage „Was passiert eigentlich wenn ich nicht recycle?“.
Die Antwort ist einfach. Dann passieren Dinge wie der „Great Pacific Garbage Patch“. Dann schaffen wir Müllteppiche die so groß sind, dass die UNESCO eine Kampagne startet um sie als eigene Staaten zu deklarieren.
Doch nicht nur die Umwelt leidet: Denn darüber hinaus exportieren wir unseren Müll, unsere Abfälle, unseren Schrott in Dritte-Welt-Länder wo sich die Existenzen ganzer Familien auf dem Wühlen in Müllhalden nach verwertbaren Materialen gründen.
Und das, obwohl die Materialien für uns eigentlich noch zu gebrauchen sind.
Letzten Endes liegt die Schuld für so etwas wohl größtenteils bei uns selbst, denn durch nicht fachgerechtes, aus Bequemlichkeit vermiedenes Recycling wird die Wiederverwertung von Materialien in der Wirtschaft extrem erschwert.
Die Frage ist: Inwiefern sind wir selbst, wir als Privatpersonen, als Luxemburger Bürger von all dem betroffen? Wie wird mit unserem Müll umgegangen, wie verhält sich unser Staat, unsere Politik gegenüber der Problematik? Inwiefern nimmt er Einfluss auf die internationale Situation? Wie sieht die globale Situation eigentlich überhaupt genau aus?
Vorallem jedoch: Was kann getan werden?
Für weitere Informationen:
Es ist leider relativ schwer im Internet reine, unkommentierte und sachliche Informationen über das Thema Müll zu finden. Zwar gibt es Wikipedia und dessen Quellen, aber praktisch gesehen erschöpft sich damit der Vorrat an objektiven Informationen relativ schnell. Wer also auf der Suche nach solchen Informationen ist, wird im Internet nur schwer fündig. Bestmögliche Anlaufstellen sind daher öffentliche Stellen, für Informationen über die Gemeinde oder den Staat das Rathaus, oder staatliche Institutionen welche sich mit dem Thema auseinander setzen, wie beispielsweise Valorlux. Für Statistiken und Zahlen auf nationaler wie internationaler Ebene ist das statistische Bundesamt (Statec) als Quelle gut geeignet.
Wer dennoch nicht auf den leichten ( jedoch kommentierten ) Einstieg ins Thema verzichten möchte dem empfehle ich die Dokumentationen „Plastic Planet“ (2009) von Werner Boote sowie „Unser täglich Müll“ (2013) produziert von 3Sat. Diese bieten subjektive Informationen und beschäftigen sich daher eher mit der Problematik der Müllverschmutzung, statt generelle Informationen über Müll seine Produktionen, Beschaffenheit oder Wiederverwertbarkeit zu liefern.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Plastikm%C3%BCll_in_den_Ozeanen ( 12.04.2014, 10:16 Uhr )
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Oceanic_gyres.png ( 12.04.2014, 10:16 Uhr )
http://de.wikipedia.org/wiki/Verm%C3%BCllung ( 12.04.2014, 10:16 Uhr )
http://ddc.arte.tv/unsere-karten/inseln-aus-muell ( 12.04.2014, 10:20 Uhr )
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article121589722/Abfall-Insel-so-gross-wie-Texas-treibt-auf-USA-zu.html ( 12.04.2014, 10:20 Uhr )
http://www.20min.ch/news/story/25399033 ( 12.04.2014, 10:25 Uhr )
http://orf.at/stories/2174983/2174984/ ( 12.04.2014 10:43 Uhr )
www.brefeld.homepage.t-online.de/leben-auf-der-erde.html
( 12.04.2014, 11:22 Uhr )
http://www.google.lu/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.superdreckskescht.lu%2Fusersimage%2FImage%2FRegal-3.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.superdreckskescht.lu%2Ffr%2FPI_Residences.html&h=1873&w=2809&tbnid=YDqrVM139rTxrM%3A&zoom=1&docid=EmxQ0gKBO0x6cM&ei=6x9JU4q3G8fHtQbtq4GQDA&tbm=isch&ved=0CNABEIQcMCc&iact=rc&dur=657&page=1&start=0&ndsp=42 ( 12.04.2014, 13:24 Uhr )
http://www.google.lu/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.lessentiel.lu%2Fdyim%2Fb0192e%2FB.M600%2C1000%2Fimages%2Fcontent%2F2%2F0%2F6%2F20668699%2F2%2Ftopelement.jpg&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.lessentiel.lu%2Fde%2Fnews%2Fluxem ( 12.04.2014, 14:03 Uhr )
burg%2Fstory%2F20668699&h=381&w=600&tbnid=_4mY62gxYdRvhM%3A&zoom=1&docid=EyOBIH9C_Q8RTM&ei=0jJJU8a1BYfbsgbssoGIDA&tbm=isch&ved=0CFMQhBwwAA&iact=rc&dur=3794&page=1&start=0&ndsp=37
( 12.04.2014, 14:38 Uhr )
„Sortierleitfaden – Selektive Sammlung von Verpackungsabfällen aus den Haushalten“ – Broschüre von Valorlux, 2014